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Um das zu beantworten, müssen wir die Gründungsgeschichte und die Entwicklung des Unternehmens beleuchten – eine Geschichte, die voller Wendungen, Exil und einer klaren Vision steckt.
Die Geschichte von Telegram beginnt im Jahr 2013. Gegründet wurde der Dienst von den Brüdern Pawel und Nikolai Durow, zwei russischen Unternehmern mit einem starken Faible für Datenschutz und digitale Freiheit. Pawel Durow, oft als „russischer Mark Zuckerberg“ bezeichnet, hatte sich bereits einen Namen gemacht. Er war der Gründer von VKontakte, Russlands größtem sozialen Netzwerk, das mit seiner Reichweite Facebook in der Region Konkurrenz machte. Doch der Erfolg von VK brachte nicht nur Ruhm, sondern auch Konflikte mit sich – insbesondere mit der russischen Regierung.
Im Jahr 2011 geriet Pawel Durow ins Visier staatlicher Behörden, als er sich weigerte, Daten von politischen Aktivisten an den russischen Geheimdienst FSB herauszugeben. Diese Haltung führte 2014 zu seiner erzwungenen Abgabe von VKontakte-Anteilen und schließlich zu seinem Exil. Doch diese Turbulenzen markierten nicht das Ende seiner Vision. Gemeinsam mit seinem Bruder Nikolai – einem begnadeten Programmierer und Mathematiker – gründete er Telegram, mit dem Ziel, eine sichere und unabhängige Kommunikationsplattform zu schaffen, die gegen staatliche Eingriffe resistent ist.
Der technische Kern von Telegram basiert auf dem von Nikolai Durow entwickelten MTProto-Protokoll, das sowohl Geschwindigkeit als auch Verschlüsselung gewährleisten soll. Von Anfang an positionierte sich Telegram als Plattform für freie Meinungsäußerung, die keine Kompromisse bei der Sicherheit eingeht. Die Finanzierung des Projekts kam in den Anfangsjahren direkt von Pawel Durow selbst, der Teile seines Vermögens aus dem VK-Verkauf in das neue Unternehmen investierte.
Die Unabhängigkeit von staatlichem Einfluss war nicht nur ein Marketingversprechen, sondern eine echte Herausforderung: Telegram musste sich gegen immer wiederkehrende Forderungen nach Regulierung und Zensur behaupten – sowohl in Russland als auch in anderen Ländern. Doch wem gehört diese Plattform wirklich? Und wer kontrolliert sie heute?
Die Eigentumsverhältnisse von Telegram sind ebenso ungewöhnlich wie die Geschichte der Durow-Brüder. Telegram ist kein Unternehmen im klassischen Sinne, sondern wird von einer Reihe internationaler Organisationen und Einzelpersonen unterstützt, die eng mit Pawel Durow verbunden sind. Die Plattform selbst wird von der Telegram Group Inc. betrieben, einem Unternehmen mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln, das für den technischen Betrieb verantwortlich ist. Parallel dazu existiert die Telegram FZ-LLC, ein Tochterunternehmen mit Sitz in Dubai, das für Marketing und rechtliche Fragen zuständig ist.
Im Kern bleibt Telegram jedoch fest in den Händen der Durow-Brüder. Pawel Durow ist der Hauptinvestor und hält die Kontrolle über alle strategischen Entscheidungen. Seine persönliche Philosophie – eine kompromisslose Haltung gegenüber staatlicher Überwachung und kommerziellen Interessen – prägt die Ausrichtung der Plattform bis heute. Telegram ist bekannt dafür, keine Werbung anzuzeigen und Nutzerdaten nicht an Dritte zu verkaufen, was es von vielen anderen großen Plattformen unterscheidet.
Nachdem Pawel Durow Russland verlassen hatte, wanderte er durch verschiedene Länder, bevor er sich schließlich in Dubai niederließ. Die Wahl fiel nicht zufällig auf den Golfstaat: Dubai bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile wie geringe Steuern, sondern auch eine politische Neutralität, die es Telegram ermöglicht, unabhängig von geopolitischen Spannungen zu agieren. Hier gründete Durow die Telegram FZ-LLC, um die Geschäftsinteressen des Unternehmens zu bündeln und gleichzeitig von einem stabilen rechtlichen Umfeld zu profitieren.
Doch Telegram blieb nie völlig frei von Kontroversen. Mehrere Länder, darunter Russland, China und Iran, haben die Plattform blockiert oder stark eingeschränkt, oft mit der Begründung, dass Telegram Terrorismus oder politische Proteste fördere. Pawel Durow hat sich jedoch stets gegen solche Vorwürfe gewehrt und betont, dass Telegram ein neutrales Werkzeug ist, das von jedermann genutzt werden kann.
Einer der faszinierendsten Aspekte von Telegram ist die Frage, wie das Unternehmen finanziert wird. In den ersten Jahren deckte Pawel Durow die Kosten aus seinem Privatvermögen. Doch bei über 800 Millionen Nutzern (Stand 2024) und der enormen Infrastruktur, die für den Betrieb erforderlich ist, stellt sich die Frage: Wie bleibt Telegram finanziell über Wasser?
Im Jahr 2021 führte Telegram erstmals ein Monetarisierungsmodell ein, das auf nicht-invasiven Maßnahmen basiert. Dazu gehören kostenpflichtige Premium-Features für Nutzer und Werbemöglichkeiten in öffentlichen Kanälen. Trotz dieser Schritte bleibt Telegram seiner Grundphilosophie treu: Der Großteil der Plattform bleibt kostenlos, und die Daten der Nutzer werden nicht für Werbezwecke genutzt. Durow betont immer wieder, dass Telegram unabhängig bleiben soll – sowohl von Regierungen als auch von großen Konzernen.
Telegram steht heute an einem Scheideweg. Mit seinem Wachstum steigt auch der Druck von Regierungen und Investoren, Einfluss auf die Plattform zu nehmen. Doch bisher hat Pawel Durow bewiesen, dass er seine Vision mit Entschlossenheit verteidigt. Die Eigentumsstruktur von Telegram ist darauf ausgelegt, maximale Unabhängigkeit zu wahren – ein seltener Ansatz in einer Zeit, in der viele Plattformen von Technologie-Giganten wie Meta oder Alphabet kontrolliert werden.
Die zentrale Frage, wem Telegram gehört, lässt sich daher klar beantworten: Telegram gehört niemandem – und doch gehört es allen Nutzern, die die Plattform täglich nutzen. Denn während die Durow-Brüder die Kontrolle behalten, bleibt Telegram ein Werkzeug, das sich selbst als frei von externem Einfluss sieht.
FirmenBILD Redaktion
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